Entstehungsgeschichte

Diese Arbeit entstand in der Zeit meiner Untertage-Arbeiten und infolge der Nuklear-Katastrophe von Tschernobyl. Traf mich doch bei meiner ersten Grubenfahrt in ein Uranbergwerk (*1) die gefährliche Strahlung des Wismut-Urans, auf den Filmplatten meiner Großformat Kamera hinterließ sie jedoch keine sichtbaren Spuren. Diese Diskrepanz beschäftigte mich, bis ich während eines Künstler-Stipendiums in Offenburg vom letzten westdeutschen Uranbergwerk in Menzenschwand erfuhr. (*2) Das Phänomen, dass unser Auge nicht für das Spektrum der radioaktiven Strahlung gebaut ist, habe ich mit inszenierten Portraits von Bergleuten mit geschlossenen Augen vor ihrer Grube visualisiert.

Zwei Camera Obscuras aus Blei mit unterschiedlich großen Öffnungen, bestückt mit einem speziellen Filmmaterial aus der Materialprüfung und 257 Stunden im Bergwerk aufgestellt, erzeugten kein signifikantes Bild. Erst ein eigentlich ungeliebtes Abschiedsgeschenk der Bergleute aus Menzenschwand an mich, -ein unspektakuläres Gesteinsstück-, brachte die überraschende Wende. „Wenn wir Erz mit einem solch hohen Urangehalt gefördert haben“, so der Bergwerksleiter Herr Egner bei meiner letzten Grubenfahrt, „dann haben wir richtig Kohle gemacht.“

Acht Stunden Bestrahlungszeit auf dem für Gamma-Strahlung besonders geeignetem Filmmaterial „Strukturix D8“ brachten das lang gesuchte Ergebnis: sechs beeindruckende Autoradiografien von radioaktiver Strahlung. Es freut mich, diese Arbeit nun ganz in der Nähe ihres Aufnahmeortes zeigen zu können.  Ulrich Mertens 2016

*1) Aue bei Chemnitz, Schacht Hartenstein, 2.10.1990
*2) Im Euratom-Vertrag von 1957 verpflichteten sich die Länder Italien, Frankreich, die Beneluxstaaten und die Bundesrepublik auch in eigenen Land nach Uranvorkommen zu suchen. So entstand der „Uranaufsuchungsbetrieb“ Grube Krunkelbach.

Ausstellungshistorie

Ritterhausmuseum Offenburg
9. 2. – 29. 3. 1992

Altes Rathaus Musberg
5. 4. – 3. 5. 1992

Produzentengalerie Kassel im Rahmenprogramm der documenta IX
3. 7. – 2. 8. 1992

Landesbergbaumuseum Baden-Württemberg in Sulzburg
4. 6. – 15. 7. 2016